Lesungen zu Leipzig liest! 2017


Samstag, 25. März 2017, 20.00 - 22.00 Uhr

Das lässt einen nicht mehr los / Der Diversant und Neue Lyrik


Nancy Aris, Andree Hesse, Nancy Hünger
Moderation: Luth Rathenow

Politisches, Zeitgeschichte, Lesung und Gespräch, Roman, Lyrik.


Das lässt einen nicht los - Aus aufwändigen Befragungen und Interviews mit Menschen, die
Opfer politischer Gewalt wurden, destillierte Nancy Aris die Essenz sodass 30 Porträts
entstanden, die ein facettenreiches Bild der DDR mit ihrer Vor- und Nachgeschichte
zeichnen. So erschütternd die Schilderungen auch sind, so hoffnungsfroh stimmen kleine
Zeichen der Mitmenschlichkeit, die es trotzdem gab. Zahlreiche Fotos und Dokumente
illustrieren die Berichte. Ein packendes Zeitdokument!
Andree Hesse liest aus seinem neuen Roman "Der Diversant". Hier wird von einem jungen
Mann ohne Halt und Perspektive erzählt, der vom einen Deutschland ins andere und wieder
zurück flüchtet und dabei aus Zufall und jugendlichem Leichtsinn zum Staatsfeind wird.
Mitreißend und bewegend erzählt Andree Hesse eine wahre Geschichte aus den 50er Jahren,
die hautnah die deutsche Teilung nacherleben lässt.
Nancy Hünger liest neue Texte und Lyrik. Moderiert wird dieser interessante Abend von
keinem Geringeren als Lutz Rathenow.

Eintritt frei!

        
Foto Nancy Aris: privat.

Das lässt einen nicht mehr los
Opfer politischer Gewalt erinnern sich

Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, 17

„Ich wollte keine Glatze haben. Schon aus dieser Angst haben wir jeden Tag gelaust. Kleiderläuse,
Haarläuse, alles.“ An die Lagerhaft erinnert sich Else Thomas noch heute. Mit Papierrollen drehen
die Frauen sich Locken. Trotz Lager wollen sie schön sein. Geschichten wie diese gibt es viele.

Über Jahre hinweg haben Mitarbeiter des Sächsischen Landesbeauftragten Interviews mit Menschen
geführt, die Opfer politischer Gewalt wurden. Sie saßen in sowjetischen Speziallagern, wurden
aus ihrer Heimat an der innerdeutschen Grenze vertrieben, kamen wegen Flugblättern, Protestaktionen
oder Fluchtversuchen hinter Gitter.

Aus den aufwändigen Befragungen destillierte Nancy Aris die Essenz. Entstanden sind daraus über
dreißig Porträts, die ein facettenreiches Bild der DDR mit ihrer Vor- und Nachgeschichte zeichnen.
So erschütternd die Schilderungen auch sind, so hoffnungsfroh stimmen kleine Zeichen der
Mitmenschlichkeit, die es trotzdem gab. Zahl­reiche Fotos und Dokumente illustrieren die Berichte.
Ein packendendes Zeitdokument!

Mit Beiträgen über Margot Jann • Alexander Latotzky • Sabine Popp • Horst Krüger • Else Thomas •
Harald Möller • Bernd Albani • Harald Bretschneider und anderen

Verfügbar ab 03.2017
2017, ca 304 Seiten, 12 x 19 cm, Paperback WGS 2557, ISBN 978-3-374-04935-6, 10,00 Euro.

        

Foto Andree Hesse: Dagmar Arnold.

Der Diversant - Roman
Staatsfeind aus Zufall und Unvernunft
»Diversant [lat.-russ.] der: (bes. DDR) Saboteur; jmd., der Störmanöver gegen den Staat mit Mitteln
der Sabotage verübt.«(*) - Andree Hesse schildert die Geschichte eines jungen Menschen auf der
Suche nach seinem Platz im Leben: von einem Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen
und vom Zerfall einer Familie in der Nachkriegszeit. Der Roman handelt von der deutschen Teilung
und einer doppelten Flucht, lässt eine Welt auferstehen, die unsere Gegenwart geprägt hat, in der
Menschen lebten, die unsere Eltern und Großeltern sind, eine Generation, die bald sterben wird.
Einfühlsam und packend direkt erzählt »Der Diversant« von dem, was lange verschwiegen wurde, und
wie die Grausamkeit eines totalitären Sytems einfach jeden treffen kann – eine wahre Geschichte.

Der Diversant - Roman
Piper Verlag, 240 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, erscheint am 20.03.2017
ISBN: 978-3-8270-1319-4, 20,00 Euro.

                 

links: Nancy Hünger / rechts: Lutz Rathenow

Zu den Autoren

Nancy Aris, geb. 1970 in Berlin, Studium der Russistik, Polonistik und Neuesten
Geschichte in Berlin, Moskau und Wroclaw. Promotion zur Geschichtsschreibung
im Stalinismus und umfangreiche Archivrecherchen in Moskau. Diverse
Publikationen zur Diktaturgeschichte. 2014 erschien »Passierschein, bitte!
Nachtnotizen aus Wladiwostok«.

Andree Hesse, geb. 1966 in Braunschweig, wuchs in der Nähe von Celle auf. Nach einer
Sattlerlehre studierte er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 2001
erschien sein erster Roman „Aus welchem Grund auch immer“, danach veröffentlichte
er drei Krimis. Die Geschichte des Diversanten trug sich in seiner Familie zu.
Andree Hesse lebt und arbeitet als freier Schriftsteller und Übersetzer englisch-
sprachiger Literatur in Berlin.

Nancy Hünger, geb. 1981, studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und
verschrieb sich danach ganz der Literatur. Sie lebt als freie Autorin und Bibliomanin
in Erfurt. Im Herbst 2008 erhielt sie ein Hermann-Lenz-Stipendium, 2012 das Dürener
Förderstipendium Lyrik. Im Jahre 2011 war sie Jenaer Stadtschreiberin, 2013 Stipdendiatin
des Künstlerhauses Edenkoben. Im Jahre 2014 erhielt Nancy Hünger den Caroline-Schlegel-
Förderpreis der Stadt Jena für einen Essay zur Erzählung »Alte Abdeckerei« von Wolfgang
Hilbig, 2015 das Thüringer Literaturstipendium Harald Gerlach.

Lutz Rathenow, geb. 1952 in Jena, Lehrerstudium Deutsch und Geschichte in Jena,
erste Texte und Leitung eines literarischen Arbeitskreises, der 1975 verboten wurde,
1977 Exmatrikulation. Arbeit am Theater und als freier Schriftsteller in Berlin.
1980 Verhaftung als Oppositioneller, in der Wendezeit aktiv in der Bürgerbewegung.
Seit 2011 ist er Sächsischer Landesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen.

Lutz Rathenow ist 1952 in Jena geboren, 1973-75 Gründer und Leiter des Arbeitskreises
"Literatur in Jena" (bis zum Verbot), Studium Deutsch/Geschichte an der Universität Jena.
1977 Ausschluss vom Studium aus politischen Gründen, Übersiedlung nach Ostberlin.
Konspirative politische Arbeit in der und zunehmend gegen die DDR. Literarische
Arbeit und Suche nach Wegen in die Öffentlichkeit. 1980 Verhaftung und dreimonatiges
Ermittlungsverfahren wegen des ersten nur im Westen erschienenen Buches "Mit dem
Schlimmsten wurde schon gerechnet". Zahlreiche Veröffentlichungen in der Bundes-
republik, Österreich und der Schweiz. Übersetzungen in Schweden, Frankreich, USA
und Kroatien. Vor und nach dem Ende der DDR einige Preise. Lyriker, Kinderbuchautor,
Satiriker, Prosaist, Gelegenheitsdramatiker, Essayist, Prenzlauer Berg-Miterfinder
sowie -Kritiker, Rundfunkkolumnist, Herausgeber, Redakteur der Zeitschrift
LIBERAL. Er hält Schreibwerkstätten ab und tritt gelegentlich mit dem Punk-Liedermacher
Heinz Ratz auf. Etwa 15.000 Seiten Stasi-Akten über ihn als ambivalentes Erbe aus
DDR-Zeiten sind vorhanden.

Wegen des ersten 1980 nur im Westen erschienenen Buches verhaftet, drei Monate
Ermittlungsverfahren, danach ein DDR-Leben als in mehrere Sprachen übersetzter Autor,
der zu Hause nur in Kirchen und Wohnungen lesen darf. Mit den Lyrikern Uwe Kolbe,
Frank-Wolf Matthies u.a. als neue Autoren-Generation im Westen stark beachtet.
(Über 15000 Seiten eigener Stasi-Akten als ambivalentes Ost-Erbe.) Heute Lyriker,
Kinderbuchautor, Satiriker, Prosaist, Gelegenheitsdramatiker, Kolumnist. Eher
merkwürdige Literaturpreise (zuletzt: Dulzinea- Lyrikpreis 2007), viele Veröffent-
lichungen von und über ihn künden vom etablierten Außenseiterdasein im
Literaturbetrieb. Die Neuauflage des Ostberlinbuches (2006, mit Fotos von
Harald Hauswald) wurde ein Bestseller.



Galerie ARTAe
Gohliser Straße 3 / 1. OG
Haltestelle "Nordplatz / Michaeliskirche" Linie 12
Haltestelle "Chausseehaus" Linie 16 und 11
04105 Leipzig

0341-355 20 466
info@artae.de

Eintritt frei !


Fenster schließen