English version coming soon

QUESTIONING IDENTITY
22.10. - 14.11.2008

Künstler:
Kathleen Busies / Thomas Xaver Dachs / Ronald Gerber /
Florian Goldbach / Kerstin Rudolph / Ruth Maria Sahner


Ort: Halle/ Saale - ufo Galerie und Kunstraum - Adam-Kuckhoff-Straße 30 - 06108 Halle
Öffnungszeiten: MI - SO 14 - 18 Uhr

Vernissage: Mi 22.10.08, 20 Uhr - Finissage: Fr 14.11.08, 20 Uhr
Führungen nach den Vorträgen: Do 23.10.08 und Do 06.11.08

kuratiert von Sabine Aichele-Elsner, Galerie ARTAe Leipzig

Die Ausstellung „Questioning Identity“ findet innerhalb des Rahmens der
Vorlesungsreihe „que(e)r einsteigen“ der Martin-Luther-Universität
im Wintersemester 2008/2009 statt.





Ronald Gerber: The last supper

So vielfältig die Ansätze in den Queer Studies sind, so vielfältig sind auch
die künstlerischen Positionen zum Thema Identität. Es wurden Fotografien,
Videos, Buchprojekte und Installationen von sechs Absolventen, Studenten und
Meisterschülern aus Halle (Burg Giebichenstein) und Leipzig (HGB) ausgewählt
und sinnvoll zusammengestellt. Die meisten Kunstwerke werden erstmals
präsentiert. Durch die Kombination entstehen Korrespondenzen der Ideen und
es öffnen sich neue Blickwinkel. So bietet diese Ausstellung eine gute
Plattform zu Austausch, Anregung und Diskussion.




Kathleen Busies, Beate, 2006

Mit dem Medium der Fotografie innerhalb des Genres Portrait nähert sich
Kathleen Busies sensibel Menschen, die gerade im Begriff sind, ihren
Körper so zu verändern, wie sie ihn schon längst fühlen. Busies Fotografien
gehen über das reine Dokumentieren weit hinaus, sie halten nicht nur
die Transformation fest, sie irritieren, sie zeigen dem Betrachter
allzu deutlich in welch banalen Kategorien gedacht wird. Schwerpunkt
in dem gesamten Diplom-Projekt, welches in dem nun bereits vergriffenen
Buch „Früher bin ich auf Bäume geklettert“ hier einsehbar ist, ist der
menschliche und zugleich offenbarende Blick auf Transgender.




Thomas Xaver Dachs, Walter Sehzer, 2006

Ebenso über das fotografische Portrait zeigt Thomas Xaver Dachs in seiner
hier erstmals gezeigten Serie von Touristen, wie sich der Urlauber verschiedenen
Alters und Geschlecht in Südamerika präsentiert. Ein älterer Herr und zwei
Frauen werden aus der „Urlauberserie“ gezeigt. Auch wenn Urlaubsreisen kurz sind,
sie werden Teil von einem selbst, sind immer zu kurz, aber prägend. Speziell
in Deutschland, dem Meister-Reiseland, spielt die Identität durch Reisen eine
nicht unbedeutende Rolle. Fast jeder überlegt schon lange vorher, wohin die
Reise gehen soll, plant und geniesst die Vorfreude. Es wird davon erzählt,
dann an langen Abenden berichtet. Für viele nicht nur Erholung, sondern
Bereicherung, Blick über den Tellerrand und vorallem identitätsstiftend.
In den Fotos gelingt es Thomas Xaver Dachs, die Touristen in ihrer absolut
puren menschlichen Existenz zu zeigen. Direkt und unverblümt schauen die
Reisenden den Betrachter an. Gestenlos mit wachem Blick stehen die
Portaitierten direkt vor einem. „Die Ambivalenz zwischen Ankommen und
Unterwegs sein, sowie der Moment der Suche nach dem Glück steht im Focus
meiner Betrachtung“ sagt der junge Künstler zu dieser Serie.

„Chicken and Nuggets“ - geht dem Massenphänomen der Internet-Single-Börsen nach.
Wie präsentieren sich Singles im Internet? 600 ausgewählte Abbildungen teilweise
nach inhaltlicher Ähnlichkeit sortiert, zeigt das Künstlerbuch „Chicken and Nuggets“.
Interessant dabei ist die unbewußte Inszenierung der Suchenden. Männlich-sportlich,
weiblich-sexy, Indoor oder Outdoor, mit einem Verweis auf ein Hobby oder lässig
auf dem Sofa, jeder Internet-Inserent zeigt wie er ist, wie er sein möchte und
bedient damit oft auch Clichees. Unumgänglich wird der Betrachter des Buches
zum Voyeur.




Ronald Gerber, videostill: lorem ipsum dolor 2007 62 min

Identität als Beruf am Beispiel des Künstlers und die Frage nach dem Sinn und
der Aufgabe von Kunst in der Gesellschaft zeigt Ronald Gerber hervorragend,
pointiert und humorvoll in seinem 62 minütigen Video „lorem ipsum dolor“.
Er stellt sich in diesem 62minütigen Video die Frage, wie man und warum man
überhaupt Kunst machen kann und soll. Und müssen wir nicht ehrführchtig vor
der Kunst stehen, wenn wir schon große weisse Hallen für sie bauen?
In seinem Wohnzimmer auf und ab gehend, spricht Gerber von seiner Ideenlosigkeit
und künstlerischen Kapitulation. Sein Hund Milda liegt die ganze Zeit schlafend
auf dem Sofa. Ronald Gerber knackt Nüsschen und trinkt Tee, während er den
Betrachter mit seinen Zweifeln und Gedankengängen in den Bann zieht.

Auf der Fotografie „The last supper“ von 2006 zeigt Ronald Gerber sich selbst
mehrfach mit verschiedenen Gesten und Charakteren versehen um einen Tisch in
dekadenter Umgebung sitzend, auf welchem sich der zu verspeisende Körper nackt
befindet: er selbst. Die Figuren rauchen, gestikulieren, sind ruhig, kurz:
spielen gesellschaftliche Rollen durch.
Die poetischen, beinahe verspielten Fotografien von Ronald Gerber werden
erstmals ausgestellt und zeigen den Videokünstler auch als sensiblen Fotografen.




Kerstin Rudolph, videostill: schminken 2006 7:34 min, Loop auf DVD

Vor einem neutralen weißen Hintergrund angeblich in einem Bad vor einem Spiegel
schminkt sich eine junge Frau ca. 7 ½ Minuten lang. Tragisch-lustig ist der
rituelle Schminkvorgang, jedoch nicht perfekt, sondern eher entlarvend. Das
leuchtet in dem Moment ein, wo verstanden wird, dass die Künstlerin sich nicht
vor einem Spiegel sondern direkt vor der Linse der Kamera schminkt. Damit sind
die Gesten und der Ablauf rituell eingespielt. Die Akteurin sieht das Ergebnis
nicht. Sie malt über die Konturen hinaus und sprengt so die übliche Vorstellung
von Schönheit. Selbstdarstellend in einer Art misslungenem Making of der Selbst-
inszenierung gelingt es Kerstin Rudolph das live aufgezeichnete Selbstportrait
in eine hintergründige Gesellschaftskritik und Frage nach Identität zu verwandeln.




Ruth Maria Sahner, Banner des Rituals Laurit, 2006

Das Banner des "Rituals Laurit" von Ruth Maria Sahner ist eine interaktive Installation.
Es ist das Ergebnis einer Suche nach einem Ritual wie der Schritt von Dasein des
Jugendlichen in das Erwachsenendasein in einer/unserer Gesellschaft ritualisiert
werden könnte. Da es sich um einen Vorschlag handelt, dient dieses Banner zur
Diskussion und dem Bewußtwerden, was uns als Erwachsene in der Gesellschaft
ausmacht und wie dies sinnvoll anerkannt werden kann. Einerseits werden dadurch
bestehende Rituale, wie z.B. die Jugendweihe oder Konfirmation hinterfragt
und andererseits werden Ideen entwickelt wie eine andere Anerkennung in der
Erwachsenenwelt umgesetzt werden könnte.
Dieses zur Diskussion anregende Kunstwerk entstand als Diplomarbeit 2006 und
wird nun erstmals gezeigt.




Florian Goldbach, Privatsphären I, 2007, 300 x 300 x 300 cm

Die wohl abstrakteste Arbeit ist die Installation „Privatsphären 1“ von Florian Goldbach.
Mit der Frage nach der Möglichkeit der Abbildung von einer Privatsphäre, also z.B. eines
Zimmers auf nur einer Kugel, begann die Idee zu dieser Installation. Um den unendlichen
Raum zu begrenzen, wählt Goldbach die Maße von 3 x 3 x 3 Meter. An den charakteristischen
Merkmalen Mitte, Ecke, Kante und Fläche sind weiße Kugeln angebracht. Auf jeder Kugel
spiegelt sich der Raum des Würfels. So überschneiden sich die Räume, nehmen Platz ein
und ändern sich, je nach Position des Betrachters.

Sabine Aichele-Elsner, Galerie ARTAe Leipzig


queereinsteigen

ufo Galerie und Kunstraum



Fenster schließen