Enrico Niemann

Kritische Zone

Malereiobjekte

13.05. – 16.07.2022 / ARTAe Galerie / Gohliser Straße 3

Eröffnung am Freitag, den 13.05.2022 von 19 bis 23 Uhr

Die kräftigen und wohlkomponierten Farben, gezogene Oberflächen und konvexe Formen, welche jedoch immer wieder auch gebrochen werden, machen das erste sinnliche Erleben der Objekte von Enrico Niemann aus. Gezogene, fast bis zum Bersten gedehnte Farben, weisen auf die Dehnbarkeit der Oberfläche und damit auch der Schutzfunktion hin. Natürlichkeit und Künstlichkeit scheinen miteinander zu kämpfen. Zeigen und Verstecken halten sich die Spannung.

Die Haut als Grenze zwischen Körper und Welt, zwischen Innerlichkeit und Äußerem. Verbindend, trennend und höchst sensibel. Spuren aufnehmend, abzeichnend, speichernd, verletzlich und abwehrend zugleich. Größer gedacht, ist hier nicht nur des Menschen Haut gemeint, sondern auch die Erdatmosphäre, als Schutz und Hülle um die Erde.

Inselartig ragen die Objekte in den Raum und lassen durch Form und Oberfläche an Landschaftsstücke erinnern. Zusätzlich lässt der Titel der Ausstellung folgende inhaltliche Verknüpfung zu: „Die kritische Zone bezeichnet den dynamischen Bereich des Zusammenwirkens von Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und oberster Lithosphäre und reicht von den Baumwipfeln bis zur Basis der Grundwasserleiter.“ (Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik).

Enrico Niemann nutzt ausschließlich das Material Acrylfarbe und Papier. Die leuchtende Oberfläche der Malereiobjekte entstehen durch den Negativabzug der Folien, welche er als Zwischenträger seines technischen Prozederes nutzt. Diese Technik ist einmalig, außergewöhnlich und besonders.

Niemanns Werke befinden sich, wenn man z.B. mit Svenja Flaßpöhlers Kategorien arbeiten möchte, in der Dimension der ästhetischen Sensibilität. Diese „bezeichnet eine Empfindsamkeit für das Schöne, wie das Hässliche, die sublimierte Lust des „Augenmenschen“ (Elias) und das spätmoderne Begehren nach Besonderheit und „Resonanz“. In seinem Buch dieses Namens analysiert der Soziologe Hartmut Rosa die Sehnsucht nach einer antwortenden Welt, die den Mensch nicht kaltlässt, sondern berührt. Die ästhetische Erfahrung ist ihm zufolge die Resonanzerfahrung schlechthin.“ (aus Sevenja Flaßpöhler: Senibilität, Über moderne Empfindlichkeit und die Grenze des Zumutbaren, 2021, Seite 27f.)

Die ausgestellten Malereiobjekte von Enrico Niemann sind eine konsequente Weiterentwicklung seiner vorherigen Arbeiten, welchen die Themen der Ästhetik, Haut, Oberfläche, Räumlichkeit und Farbwirkung an sich verhandeln.

von links: Divergence IV., 2020, ca. 130 x 110 x 25 cm, Distension I., 2022, ca. 200 x 115 x 25 cm, flow pattern, 2022, ca. 115 x 125 x 15 cm

von links: Myceli II. und III., 2020, 36 x 60 cm, Sludge, 2021, 2021, 48 x 37 cm, Kapsel 2021, 50 x 37 cm

von links: Myceli I., 2020, 35 x 40 cm, Spring, 2021, 37 x 49 cm, Blob, 2022, 37 x 52 cm

von links: Rubble II., 2022, 59 x 43 cm, Rubble III., 2022, 59 x 44 cm, Rubble I., 2022, 62 x 46 cm

Die Ausstellung wird von der Universität Leipzig, Institut für Kunstpädagogik begleitet. StudentInnen erarbeiten in der Ausstellung Vermittlungskonzepte für SchülerInnen unterschiedlicher Klassen oder auch anderer interessierter Gruppen. Dieses Angebot ist kostenfrei.

Wir freuen uns die 7te Einzelausstellung mit Enrico Niemann zu realisieren.

Sabine Elsner, Kunsthistorikerin, Galerie ARTAe

Wir freuen uns auf Euren Besuch und laden sehr herzlich

zur Eröffnung am Freitag, den 13. Mai 2022 von 19.00 bis 23.00 Uhr ein.

Der Künstler wird anwesend sein!

Euer Team der Galerie ARTAe: Marian und Sabine Elsner

zur Abbildung oben: Ausstellungsansicht Enrico Niemann in der Galerie ARTAe Leipzig