Peter Freund

statement series

Malerei

15.07. – 02.09.2022 / SHOWROOM der Galerie ARTAe / Menckestr. 3 (Verlängert bis 10.09.2022)

Eröffnung am Freitag, den 15.07.2022 von 19 bis 23 Uhr

Finissage am Samstag, den 10. September 2022 ab 20 Uhr

Peter Freund gelingt es, den roughen Style der Streetart in seiner Malerei auf Leinwand zu bannen. Bereits mit 14 Jahren hatte er ein Skizzenbuch, in dem er Ideen für gesprühte Bilder festhielt. Schnell fanden sich Gleichgesinnte, die zu Freunden und Crews zusammen wuchsen. Wie bei einigen anderen Sprayern überlagerte dann Jahre später das Interesse an der Kunst den Kick des Verbotenen. So malt Freund heutzutage im Atelier, auf offiziellen Walls, realisiert Auftragsarbeiten und zeigt auf der größten privaten Wall of Fame in Leipzig am Westwerk neben dem Kaiserbad auf der ca. 40 Meter langen und vier Meter hohen Wand über vierzig Comicfiguren in feinster Präzision und unter dem Motto „THE NEW CLASSIC“.

Als kunsthistorischen Hintergrund und Zusammenhang müssen unbedingt die 60 Jahre in New York mit Andy Warhol und seinem Kreis bedacht werden. Ich vage mal die These: Pop Art ist die Mutter der Streetart. Der Gründer der Pop Art Andy Warhol hat als Künstler den Sprayern Baskiat und Keith Haring eine Bühne und damit Graffitikünstlern Raum gegeben. Wenn die Kunst sagt, ihr seid willkommen, wird es zur Streetart. Durch diesen Schulterschluss konnte die Sprayerszene und Graffiti überhaupt Fuß fassen, ernst genommen werden, sich frei entwickeln. Im übrigen war Keith Haring der erste „white boy“, der in der Street Art akzeptiert wurde.

Doch wie ist nun der Zusammenhang zu unserer Ausstellung? Der Graffiti erfahrene Peter Freund geht nicht über ein Kunststudium sondern über das Sprühen auf der Straße und der Entwicklung seiner eigenständigen künstlerischen Sprachform den Weg in Ausstellungen, Galerien und findet so seine Akzeptanz in der Kunstszene.

Ähnlich wie in der Pop Art wählt der Leipziger in den Bildern eine formale Einschränkung und strenge Komposition. Die Reduktion auf wenig Farben, der Gedanke der Wiederholung und die Entscheidung mit rein rationalen Lettern Liebeserklärungen bzw. fatalistischen Aussagen zu manifestieren, erinnern an die Herangehensweise von Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Robert Indiana. Neben der LOVE-Skulptur, 1964 von R. Indiana sind die Bilder von Freund geradezu erzählerisch. Beinahe epenhaft erreichen einen Sätze wie „I wish I didn`t feel so strong about you“ oder „I got a feeling that is time to let go“. Freund hält die zentralen Aussagen – statements – der Lieder fest, die jeweils eine Vor- und Nachgeschichte haben, welche man losgelöst vom Text sich selbst ausdenken kann. Mit „Did ist ever make sense to you“ geht der Maler sogar noch weiter und stellt die grundsätzliche Sinnfrage, die im Liedkontext natürlich auf eine Liebesbeziehung eingeht, aber als herausgenommenes Zitat stellvertretend für und in unserer Zeit ein passender Spiegel ist. Ohne Figuren darzustellen sind doch über „I“ und „you“ stets zwei Personen involviert. Als Betrachter kann man sich für die eine oder andere Rolle entscheiden. Bei Roy Lichtenstein sind die Figuren festgelegt. Er nutzt die kurzen oft flehenden Sprachformeln, die er meist weiblichen Figuren durch Sprechblasen an männliche Protagonisten gerichtet äußern lässt. Peter Freund legt sich nicht eine Geschlechterrolle in seinen statements fest. Jede Aussage seiner Bilder könnte von Frau zu Mann, von Mann zu Frau oder auch über diese Kategorien hinaus zwischen egal wie fühlenden Menschen getroffen werden. Es geht um Beziehungen, die Menschen miteinander haben. Der Künstler lässt es offen. Nur dem Drama, dem Gefühl, der Tragik wird Raum gelassen.

Wir freuen uns sehr, dass wir die aktuellen Werke von Peter Freund im SHOWROOM präsentieren dürfen. Alle Bilder sind in 2022 entstanden und werden erstmals bei uns ausgestellt.

Sabine Elsner, Galerie ARTAe

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und laden sehr herzlich

zur Eröffnung am Freitag, den 15. Juli 2022 von 19.00 bis 23.00 Uhr ein.

Der Künstler wird anwesend sein!

Team der Galerie ARTAe: Marian und Sabine Elsner

Abbildung oben: Blick ins Atelier von Peter Freund. Statement series, 20.03.2022, Boy meets girl, Waiting for a star to fall, 170 x 120 cm

 

Der Künstler Peter Freund ist in Leipzig in der Graffiti-Szene aufgewachsen. Bereits als 14-jähriger hatte er ein Sketch- bzw. Black- Book. In den Neunziger Jahren war er an den Wänden in Leipzig als Sprayer unterwegs und in diversen Crews der Stadt aktiv. Prägungen durch Literatur über Graffiti, Kunstbände und dem Erleben auf der Straße führten ihn zum eigenständigen Malen. Als Produktionsleiter in der Fälschergalerie von 2006 bis 2010 lernte er sämtliche Stile nachzuahmen. Es existieren wahrscheinlich von ihm weitaus mehr Bilder in den deutschen Wohnzimmern als von manch anderem Künstler. Ob Pollock, Baskiat, Warhol oder Lichtenstein die Herstellung der Kopien für diverse Kunden, schulte den jungen Maler in seiner Technik, in seinem Blick für Komposition und fundierte nicht zuletzt Kunstwissen.

Zu statement series

In jedem Bild der Serie „statement series“ steckt der zentrale Gedanke des jeweiligen Popsongs, der im Lied versteckt ist, aber als prägnantester Satz und punchline die Hörer abholt. Auf großformatigen (170 x 120 cm) Leinwänden werden die Buchstaben in fünf bis sechs Reihen übereinander gesetzt. Die höchst emotionalen Aussagen können leicht entziffert werden. Füllfarben und Outlines der Buchstaben werden im Vorfeld zur Stimmung und zum Grundton des Liedes und der Aussage ausgewählt und zu einer starken Komposition geführt. Mit nur einer Capgröße der Sprühdosen werden die Füllung der Buchstaben gemalt und mit selbst gemischten Lacken und Tinten aus dem flow pen die Konturen sensibel und ausdrucksstark gezeichnet. Die laufende Farbe vermittelt ein Tempo, welches auf der Leinwand im Atelier eigentlich nicht nötig wäre, aber den Bildern damit eine Virtuosität verleiht, an ein schnell gemaltes Piece erinnert und eine gewisse Streetcredability in die Malerei holt. Wären die Buchstaben fein ausgemalt, würden diese nicht nur an Bewegung sondern auch an Kraft verlieren. Es wäre ein bisschen wie „Malen nach Zahlen“. Besonders in „Don`t you think that is boring how people talk“ sieht man in der Mitte des Bildes die ausgelaufene Tinte, welche extra stehen gelassen wird und meiner Meinung nach formal das frechste Bild ist.

Kurzvita Peter Freund

1984 in Leipzig geboren

1994 erste Zeichnungen

1997 erste Graffiti-Erfahrungen

1998 erstes Black-Book

2006 – 2010 Produktionsleiter in der Fälschergalerie Leipzig

seit 2011 Atelier im Westwerk

seit 2014 private wall of fame, Westwerk

lebt und arbeitet in Leipzig

SHOWROOM der Galerie ARTAe / Menckestraße 3 /  04155 Leipzig, Germany/Öffnungszeiten:  Mi + Fr 20 – 22 Uhr u.n.V.