Wo bin ich

Caroline Kober, Erik Seidel, Constanze Zorn

Wo bin ich

Malerei, Skulptur, Zeichnung

17.02. – 06.04.2023 / ARTAe Galerie / Gohliser Straße 3

Eröffnung am Freitag, den 17. Februar 2023 von 19 bis 23 Uhr

Zweite Eröffnung am Samstag, den 11. März 2023 ab 18 Uhr

Finissage am Donnerstag, den 06. April 2023 ab 19 Uhr

Die drei Künstler Caroline Kober, Erik Seidel und Constanze Zorn zeigen in ihrer unverwechselbaren Art und Weise die Figur nicht nur als Figur, sondern als Mensch in seiner Kraft, Verlorenheit und Suche nach Verortung. Die Figuren sind zugleich handelnd und ausgeliefert. Mal engelsgleich im Raum schwebend, den Versuch Frieden zu schaffen, mal verloren taumelnd oder es wird versucht eine berstende Welt zusammenzuhalten. Die Figuren sind stets ausdrucksstark, beseelt, mehrdeutig. Neben dieser Ambivalenz sind auch immer die Verantwortung des Menschen für sich selbst, sein Verhalten und seinen Bezug zur Welt und Umwelt inkludiert.

Die farbintensiven Arbeiten von Caroline Kober zeigen zumeist eine, maximal zwei Figuren, die mit den umliegenden abstrakten Farbflecken interagieren. Die an Landschaften erinnernde Flecken, Farbigkeit, kleinen Gesten, Körperhaltung der Miniaturen zeigen auf höchst komplexe und sensible Weise den seelischen Zustand der Geschöpfe und lassen als gelungenes Zusammenspiel aus ihren Körpern große Seelen erwachsen. Neben der Fokussierung auf die Innerlichkeit gelingt es der Künstlerin eine Art Respekt gegenüber der Natur zu vermitteln. Kobers Bilder sind vergleichbar mit der Epoche der Romantik, in der die Figuren als Menschen ausgeliefert in der Landschaft dargestellt wurden und damit nicht nur eine Sehnsucht nach Verbundenheit mit der Natur, sondern auch eine Achtung der Natur gegenüber ausgedrückt wurde, einhergehend mit der Haltung, dass die Welt auch zu schützen sei. Kober lässt jedoch in einer sehr freien Herangehensweise die Landschaft entstehen und hat nicht vorher eine Vorstellung davon. Auch die Figuren entstehen aus der Farbwirkung und dem assoziierten Empfinden heraus. Genial ist hier, wie sich die Gestalten in Geste, Haltung und Blick in das Gesamte einfügen, so dass ein menschliches Zustandsbild entsteht.

Die Verschmelzung von Gegensätzen wie zum Beispiel Lebendigkeit und Morbidität zeichnen den Charakter der Eisengussskulpturen von Erik Seidel aus. Seidels Skulpturen sind gleichzeitig grazil, zerbrechlich, feingliedrig, kleinteilig und trotzdem energetisch, kraftvoll und dynamisch. Die Fragilität kommt nicht zuletzt durch die rostige Oberfläche sondern auch durch die fragmentarischen und gebrochenen Formen.

In „Wo ich bin“ von 2020 befinden sich auf einer rechteckigen Fläche architektonische Gebilde, welche dann freie spitze Formen in den Raum tragen, die pfeilartig in die Höhe weisen. Beinahe zeichnerisch öffnen die an Äste erinnernden Spitzen den Raum ohne den bodenständigen Fuß zu verlieren. Damit wird nicht nur die Stabilität ausgelotet, sondern auch der Widerspruch und die Gegensätzlichkeit in der Konstruktion gezeigt. Seidels Skulpturen stehen mit der Auffassung und Öffnung des Raumes in der Tradition der Epoche des Barock.

Die sehr lebendige Oberfläche lässt eine auf die Natur bezogene Assoziation zu. Die Verbindung der einzelnen Teile durch an Drähte oder Schnüre erinnernde Elemente verweisen an etwas vom Mensch Gebautes. Der Mensch als Schöpfer wird hier in den Details mitgedacht. Zusätzlich tauchen immer wieder Elemente auf, die als menschliche Figuren gedeutet werden könnten. Damit findet man in den Werken von Erik Seidel durchaus ähnliche inhaltliche Ansätze wie bei Caroline Kober und Constanze Zorn. Der Mensch als Bestandteil einer Welt, die zerbirst, zerbröckelt, verletzlich ist und dennoch vom Mensch gestaltet, zerstört und irgendwie erhalten wird. Eine mahnende als auch demütige Haltung wird hier eingenommen.

Constanze Zorn feiert wie immer in Ihren Werken das Leben. Die Energie der Natur, der Erde, die Hilflosigkeit und auch Stärke des Menschen, doch allem voran strahlen ihre Zeichnungen und Malereien Mut und Kraft aus. Der Künstlerin gelingt es, das Leben als Tanz, Spiel, Aufgabe und nicht zuletzt als existentialistische Daseinsform zwischen Geburt und Tod zu zeigen. Im Gegenteil: geradezu leichtfüßig und ausdrucksstark wirft Constanze Zorn die ersten breiten Pinselstriche dynamisch auf das Blatt, in welchem dann unterschiedliche Ebenen konstruiert und eröffnet werden, in denen sich Freiräume für die menschlichen Figuren und Geschichten ergeben. Planeten driften aufeinander zu, werden durch riesige Brücken verbunden, auf denen sich Geschöpfe schwerelos bewegen. Die Menschheit in Bewegung, das Leben als Kreislauf. Das Motiv der Rose unter der Glasglocke wird nach wie vor sehr poetisch und zart eingesetzt. Immer wieder begeistert das Zusammenspiel der kraftvollen Gesten und eleganten Schwünge mit Kleinstdarstellungen und filigranen Zeichnungen.

Wir freuen uns sehr auf das Zusammenspiel dieser drei künstlerischen Positionen.

Sabine Elsner, Kunsthistorikerin, Galerie ARTAe

Wir freuen uns auf Euren Besuch und laden sehr herzlich

zur Eröffnung am Freitag, den 17. Februar 2023 von 19.00 bis 23.00 Uhr ein.

Die Künstler sind anwesend!

Euer Team der Galerie ARTAe: Marian und Sabine Elsner

Zur Abbildung oben: Erik Seidel: Wo ich bin, 2020, Eisen, 135 x 105 x 110 cm, Unikat